10mn auf den Spuren jüdischer Vergangenheit
Die 10mn auf den Spuren jüdischer Vergangenheit
Die Verfolgung und Ermordung der Juden in Deutschland und Europa zur Zeit des Nationalsozialismus – ein in der Schule intensiv behandeltes Thema. Aber wie sah es vor Ort aus, in der eigenen Stadt und an der eigenen Schule? Diese Fragen haben sich die Schülerinnen und Schüler der 10mn am FKG gestellt und in einem Projekt im Fach Geschichte (T. Lahme) untersucht. Nach intensiven Recherchen, unter anderem im Stadtarchiv, hat die Klasse nun ihre Ergebnisse vorgestellt, und zwar im Rahmen einer Stadtführung auf den Spuren jüdischer Schicksale durch die Innenstadt von Göttingen. Gast der Führung war die Klasse 10mn2 vom Theodor-Heuss-Gymnasium, die sich ebenfalls mit der Geschichte der Göttinger Juden während des „Dritten Reiches" beschäftigt hat und anschließend im FKG ihre Ergebnisse präsentierte.
Bei der Führung der 10mn des FKG ging es um die Verfolgung, Entrechtung und Ermordung der Göttinger Juden, um „arisierte" ehemals jüdische Geschäfte (z.B. das Bekleidungsgeschäft Otto Fleischmann in der Jüdenstraße, Waffen Hüsing in der Groner Straße u.a.), um Bruno Benfey, den ehemaligen Pastor der St. Marien-Kirchengemeinde, der als Jude verfolgt, aber auch von seiner Gemeinde beschützt wurde, und um die 1938 zerstörte Synagoge und das heutige Mahnmal (Platz der Synagoge). Letzte Station der Führung war die „Gedenkecke" im Flur vor dem Lehrerzimmer im FKG, in der mit Bildern und den Lebensdaten der ehemaligen Schüler des FKG gedacht wird, die im 2. Weltkrieg als Soldaten gestorben sind. Eine Tafel erinnert dort auch an „die Opfer der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus". Wer diese Opfer sind, welche ehemaligen Schüler verfolgt, welche gar ermordet wurden, ist bis heute nicht erforscht. Erste Ergebnisse konnte nun eine der Projektgruppen der 10mn vorstellen – sichtbar durch zwei Bilder samt kurzer Angaben zum Leben, die in der „Gedenkecke" aufgehängt wurden: zum einen Rudolf Hahn, der 1937 als letzter jüdischer Schüler in der Zeit des Nationalsozialismus am FKG (zu dieser Zeit hieß die Schule Kaiser-Wilhelm-II.-Oberrealschule) Abitur machen konnte – er emigrierte nach England und überlebte, seine Eltern wurden aus Göttingen deportiert und starben; zum anderen Ludwig Meyerstein, der als einer von mindestens drei ehemaligen Schülern des FKG in einem Konzentrationslager ums Leben kam. Um der Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft angemessen gedenken zu können, muss, so das Ergebnis des Projektes der 10mn, die Anonymität aufgebrochen werden. Das Schicksal der jüdischen Schüler am FKG soll, auch in Zusammenarbeit mit anderen historischen Projekten am FKG, weiter aufgearbeitet werden.