Eine FKG-Comenius Delegation war unterwegs
Comenius Projekt in der nächsten Runde
Gewohnheiten in der Alltags- und Festtagskultur sind das Thema des Projekttreffens in Bladel, wo eine Delegation des FKG sich gegenwärtig aufhält. Im finnisch-niederländisch-deutschen Workshop loten die beteiligten Schüler/innen aus Rovaniemi, Bladel und Göttingen verschiedene Aspekte dieses Themas aus und zeigen sich immer wieder überrascht ob der Gemeinsamkeiten, aber auch ob der Unterschiede.
Das fängt bei den Kleinigkeiten an wie bei der Tatsache, dass sie alle Kartoffelesser sind. Aber es ist schon bemerkenswert, welch zentrale Rolle dieses Knollengewächs im finnischen Speiseplan einnimmt. In Finnland ist ein Essen ohne Kartoffeln nahezu unvorstellbar. Die Deutschen dagegen lieben auch Nudeln oder Reis. Unter den Gemüsesorten rangieren in allen drei Ländern die Kohlarten ganz oben. Die zentrale deutsche Frucht, dies wussten Anne, Eva, Maika und Viola während ihrer in nahezu perfektem Englisch vorgetragenen Präsentation zu berichten, ist der Apfel. Er wird in den verschiedensten Aggregatzuständen verzehrt: flüssig und kalt, gestampft und warm, gekocht oder gebraten. Während deutsche und niederländische Schüler ihr Mensaessen bezahlen müssen, erhalten es die Finnen kostenlos, subventioniert von der staatlichen Sozialversicherung. Großé Unterschiede zeigt die saisonale Festkultur. Die Niederländer erweisen sich als passionierte Karnevalisten, die Göttinger kennen Karneval allenfalls vom Hörensagen und den Finnen ist das närrische Treiben völlig fremd.
Die Theorie des Vormittags findet am Nachmittag ihre praktische Fortsetzung. Nach dem Besuch einer Farm ist Korfballen angesagt. Flugs haben die niederländischen Gastgeber die Rgeln erklärt und schon wandert der Ball in den gemischten Tweams von Zone zu Zone. Korfball ist fast die einzige Ballsportart, die auch auf Länderspielebene in gemischten Teams ausgetragen wird. Zwar hängt das Ziel höher als beim Basketball, doch profitieren die Göttinger bei den Zielwürfen von ihrer Basketballerfahrung und wissen mit manchem Treffer zu beeindrucken. Zum Glück haben sich am Ende alle noch nicht völlig verausgabt. Denn der Heimweg muss noch auf dem Fahrrad bewältigt werden. 10 Kilometer Wegstrecke sind keine Seltenheit.
Der zweite Tag steht im Zeichen einer Exkursion nach Amsterdam. Der Vormittag ist der Beschäftigung mit einem düsteren Kapitel europäischer Geschichte gewidmet, die am Beispiel des traurigen Schicksals eines deutschen Mädchens erfahrbar wird. Wir besuchen das Anne-Frank-Haus und bekommen vor Augen geführt, wie staatlicher Terror das Leben einer glücklichen Familie zerstört hat.
An dem Ort zu stehen, wo Anne Frank um ihr Leben gebangt und ihre Sehnsucht nach Freunden, Freiheit und Frieden zu Papier gebracht hat, lässt niemanden kalt. Deshalb brauchen wir eine Pause, ehe wir nachmittags im Rembrandthaus den Blick zurückwenden auf das Leben eines Künstlers im 17. Jahrhundert. Die sorgfältig restaurierten Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräume Rembrandts vermitteln vielfältige Einblicke in den Alltag seiner Zeit. Wie konnten in diesen „Schlafkästen" zwei Menschen nebeneinander Platz finden? Warum schliefen die Menschen zu der Zeit im Sitzen? Womit löschten sie ihren Durst? Auf diese und weitere Fragen erhalten wir Antworten.
Als wir das Haus verlassen, sind die Temperaturen zwar winterlich kalt, aber der blaue Himmel und der Sonnenschein laden dazu ein, die Grachten und Gässchen von Amsterdam, dem Venedig des Nordens, ausgiebig zu erkunden. Unser Aufenthalt endet erst, als unter schwarzdunklem Himmel die bunten Leuchtreklamen und die im Wasser widerfunkelnden Brückenlichter die Stadt in ein magisches Licht tauchen.