13.06.2024 - Er hat ein ganz dickes Fell...
Schulleiter mit dickem Fell
Göttingen. Neben dem Eingang von Schulen haben eigentlich eher Hausmeister ihr Büro. Im Felix-Klein-Gymnasium (FKG) residiert dort der Schulleiter. Das ist bis zum Ende des Schuljahres noch Michael Brüggemann. Dann allerdings geht er in den Ruhestand. Dass er sein Berufsleben an einer Schule beende, habe er nicht erwartet, sagt er.
In Göttingen hat Brüggemann studiert, am Otto-Hahn-Gymnasium hat er auch 1984/85 sein Referendariat absolviert. Offene Lehrerstellen habe es danach in Niedersachsen allerdings keine gegeben, sagt Brüggemann. Eine einzige Chance hatte er – an der Inselschule auf Wangerooge. Er stellte sich dort vor, musste aber einem Kollegen den Vortritt lassen. Damit war die Schullaufbahn erstmal beendet, bevor sie richtig angefangen hatte. Doch Brüggemann hatte Alternativen. „Ich hatte immer schon eine große Affinität zur Informatik“, sagt der großgewachsene Mann. Er habe damals schon viel programmiert. Bei Siemens ließ es sich fortbilden und bekam seinen ersten Job bei einer französischen Computerfirma. (...)
Auch eine US-Computerfirma findet sich im Lebenslauf Brüggemanns. In Cincinnati war sie angesiedelt. (...) Zum Schluss war er Teamleiter bei einer Konkurrenzfirma von SAP, bis um 2001 herum „die Internetblase platzte“. Dann habe sich die Gelegenheit geboten, in den Schuldienst zu wechseln, so Brüggemann. An der Geschwister-Scholl-Gesamtschule sollte der Informatikbereich aufgebaut werden, „eine meiner Kompetenzen“, erklärt er. Im Dezember 2002 startete er in sein neues Leben. 46 Jahre alt war er zu diesem Zeitpunkt, „meine letzte Option, als Lehrer zu arbeiten“. (...)
2007 wechselte Brüggemann an die Goethe-Schule in Einbeck und wurde Teil der Schulleitung. 2010 habe es dann eine Vakanz am FKG gegeben. Als dann die Leitungsposition neu besetzt werden sollte, „habe ich meinen Hut in den Ring geworfen.“ Und hat er die Entscheidung bereut? „Schulleiter zu sein ist definitiv die ehrenvollste Aufgabe, die ich wahrnehmen durfte“, sagt der scheidende Direktor. 1250 Schüler, 2000 Eltern, bis zu 120 Lehrer – „ein größerer mittelständischer Betrieb“ sei das FKG. Und am Ende ist man immer für alles verantwortlich“. Und: „Man muss als Schulleiter ein dickes Fell haben, aber es darf nicht so dick sein, dass man nichts mehr spürt.“