11.11.1999 - "Richtiges Französisch hören"
SCHULE / Muttersprachler unterrichten Fremdsprachen
"Richtiges Französisch hören"
Fünf Studenten aus England und Frankreich unterrichten in diesem Schuljahr an Göttingens Schulen. Gemeinsam mit den Lehrern versuchen sie, den Schülern mehr über Land und Leute zu vermitteln, als Schulbücher es vermögen.
Göttingen (pl). Aus bescheidenen Verhältnissen sei Patricia Kaas gekommen, führt die Lehrerin das Leben der französischen Sängerin aus. Muriel Lehmann spricht schnell, erläutert, wovon Texte handeln: von Liebe und Verzweiflung. Vor lauter Aufregung vergisst sie, dass die Schüler vor ihr keine französischen Kinder sind, sondern deutsche. Erst als die Schüler der 12. Klasse des Felix-Klein-Gymnasiums Fragen stellen, wird ihr dieser Umstand wieder bewusst. Langsamer und mit einfachen Vokabeln beantwortet sie Fragen der Jugendlichen, manchmal runzelt sie die Stirn, versteht nicht, was die Schüler meinen: Auf Französisch ihre Meinung zu sagen, fällt ihnen nicht so leicht.
"Toll ist, dass wir Themen behandeln, die nicht im Lehrbuch stehen", sagt Kirsten Wünn. Dies sei eine gute Abwechslung zum herkömmlichen Unterricht. Mit 23 Jahren ist die Französin, wie auch die anderen Fremdsprachenassistenten, viel jünger als das Lehrer-Kolleg in Deutschland und kann die Interessen der Schüler befriedigen, die mehr über Musik- und Modetrends in ihrem Heimatland wissen wollen. "Außerdem hört man dann mal richtiges Französisch", sagt die 17-jährige Kirsten.
Die Germanistik-Studentin aus Mülhausen in Ost-Frankreich ist bis Juni 2000 von ihrer Universität freigestellt, und erhält vom Land Niedersachsen einen finanziellen Zuschuss für ihren Unterhalt. Obwohl sie bereits im vierten Studienjahr ist, ist sie mit ihren Deutschkenntnissen nicht zufrieden. "In der Schule mussten wir immer nur Schreiben", sagt sie. Die Deutsch-Lehrer in Frankreich seien meist nie in Deutschland gewesen, noch nicht mal für einen zwei-wöchigen Urlaub.
Die Nachfrage ist groß
Für dieses Schuljahr haben sich immerhin drei Studenten von ihrer Universität als Fremdsprachenassistenten gemeldet, aber nicht genug, um die Nachfrage der Schulen im Regierungsbezirk Braunschweig zu befriedigen: Insgesamt hatten sechs Schulen in Göttingen Assistenten für den Englisch-, Französisc