Göttinger Tageblatt

15.03.2000 - Wenn der Emulator sich wie in IC verhält

FORSCHUNG / Technik-Freaks müssen erklären können

Wenn der Emulator sich wie ein IC verhält

Göttingen (la). Heiko Rosemann hat eine engelsgleiche Geduld. Die braucht er auch, da er beim Wettbewerb "Schüler experimentieren" Sieger im Bereich "Technik" geworden ist. Heikos preisgekrönte Entwicklung ist ein unscheinbares Plättchen, vor dem der technische Laie eher unberührt verharrt. "Mein Gerät kann zu Testzwecken CMOS-Digital-Logik-ICs ersetzen", sagt Heiko. Aha.

Für den 15-Jährigen Schüler des Felix-Klein-Gymnasiums, dessen "IC-Emulator" mit einem Sonderpreis für die "industriell wertvollste Arbeit" ausgezeichnet wurde, ist die regelmäßige Vorstellungskür fast eine größere Herausforderung als die Entwicklung des Gerätes selbst. Stellen wir uns also mal ganz dumm: "ICs" sind integrierte Schaltkreise, Plättchen, die aussehen wie kleine schwarze Käfer mit vielen Beinen. In einem Radio zum Beispiel stecken viele dieser Schaltkreise, sie haben unterschiedliche Funktionen. Für Empfang, Verstärkung der Signale oder Regulierung der Lautstärke reicht ein Schaltkreis nicht aus.

Geht ein elektrisches Gerät kaputt, ist die Suche nach dem defekten Schaltkreis schwierig: Meist wird gleich ein komplettes Bauteil mit mehr als hundert Schaltkreisen ausgetauscht. Verschwendung eigentlich. Heikos Emulator ermöglicht nun, den defekten "IC" aufzuspüren: Der Mikroprozessor des Testgerätes sorgt dafür, dass sich der Emulator wie der Schaltkreis selbst verhält. So können nacheinander bis zu 100 verschiedene Schaltkreise ersetzt und getestet werden: "Die Fehlersuche wird einfacher. Man muss nicht mehr für jeden eventuell defekten IC ein Ersatzteil heraussuchen", sagt Heiko.
Der Schüler hat seinen IC-Emulator sicherheitshalber zur Patentrecherche angemeldet. Für die Teilnahme beim "Jugend forscht"-Wettbewerb ist er ein Jahr zu jung. Außer mit Elektronik-Basteleien beschäftigt sich Heiko Rosemann viel mit Computer-Software: Die Anwendung des Betriebssystems Linux zu optimieren, stellt ihn vor größere Herausforderungen als der Physikunterricht in seiner Jahrgangsstufe. "Dort geht es im Moment um elektrische Leistung und Spannung", sagt Heiko. Für den Preisträger ist das nicht mehr allzu spannend.

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