24.06.2000 - Shirin und Haref erleben Gewalt
SCHÜLERAKTION / Literaturwettbewerb am FKG
Shirin und Haref erleben Gewalt
Göttingen (kk). Shirin hat Angst. Fast jede Nacht kommen sie. "Deutschland den Deutschen. Ausländer raus", schreien die Unbekannten und werfen Steine oder Flaschen gegen das Haus. Warum wollte der Vater, dass die Familie nach Deutschland zieht? Haref lebt nicht in der Bundesrepublik, sondern in einer Gefängniszelle in seiner Heimat. Aber auch er ist verzweifelt - und verletzt. Viele gewalttätige Verhöre musste der Student über sich ergehen lassen.
Zwei Geschichten hat Rosa Amu in einer zusammengebracht und beim Literaturwettbewerb eingereicht. Das Ende ist optimistisch: Shirin will bei der Polizei um Hilfe bitten, selbst wenn der Vater das nicht für richtig hält. Und Haref fasst Mut, weil sein Kampf für Gerechtigkeit ihm und seinen Mitmenschen so viel bedeutet.
Eine mit den Lehrern ausgehandelte "Schreib-Freistunde" brachte die Schülerautoren in Schwung
Neben der Kurzgeschichte der 15-jährigen Rosa musste eine Jury aus zwei Lehrern und zwei Schülern 62 weitere Texte zum Thema "GEWALTig normal" lesen und bewerten. Projektinitiatorin Julia Junge hat gerade am Felix-Klein-Gymnasium ihr Abitur gemacht. Mit einer solchen Papierflut hatte sie nicht gerechnet. Auf "zehn bis 20 Texte" hofften Junge und ihre Mitstreiter, als sich nach dem ersten Aufruf die Manuskripte nur zögerlich einstellten. Eine mit der Schulleitung ausgehandelte "Schreib-Freistunde" brachte die Kreativität der Nachwuchsautoren so richtig in Schwung. Zahlreiche Kurzgeschichten, Gedichte und Gedanken zum Gewalt-Thema gingen ein. "Wir haben offenbar ein Thema gewählt, dass die Leute angeht", sagte Junge, die sich als Mitglied des Kreisschülerrates Göttingen auch an der Organisation der gesamten Anti-Gewalt-Aktion beteiligt hat. Zwölf der jungen FKG-Autorinnen und Autoren sind am Freitag mit Preisen belohnt worden.
Auf Platz drei schrieb sich Kai-Kristin Klausmann (12. Klasse) mit dem Gedicht "Weitergehn". Auf Platz zwei landete Hendrik Demmer (11. Klasse) mit seiner Kurzgeschichte "Jahrmarkt". Der Beitrag "Shirin und Haref" von Rosa Amu (9. Klasse) war der Jury einen ersten Preis wert.