21.11.2001 - Vom kreativen Umgang mit Akkorden
Zwischen Abi und Studio - Bandserie Folge 4: Flammable Liquid
Vom kreativen Umgang mit Akkorden
Von "ATP" bis "ZTK", von Punk bis Jazz, von der ambitionierten Schülerband bis zum professionellen Studiomusiker reicht das Angebot "junger" Musik in Südniedersachsen. In einer Folge von Portraits und Kritiken will das Magazin des Tageblatts die modernen Klangwelten der Region vorstellen. Heute: Flammable Liquid - zwischen Noten und Zensuren.
Für Mick Jagger war es "Little Boy Blue and the Blue Boys", bei John Lennon und Paul McCartney hieß sie "The Quarry Men" und für Lisa, Nico, Jan Paul und Konstantin ist es "Flammable Liquid" - die Band ihrer Schülertage. Umschwärmt, bejubelt, sorglos irgendwo zwischen Unterricht, Zensuren und Hausaufgaben.
Schule bietet bis heute ideale Voraussetzungen für Musiker: reichlich Freizeit zum Proben, viele gleichaltrige potenzielle Fans und - gut für die Texte - deutlich erkennbare Feindbilder. Lisa und ihre Mannen sind angehende Abiturienten des Felix-Klein-Gymnasiums und derzeit das rockmusikalische Aushängeschild ihrer Schule.
Bis zu sechs junge Bands proben in den Gewölben unter der Schule. Der Grund für die seit fünf Jahren aufkeimende Musikalität in der eigentlich naturwissenschaftlich ausgerichteten Lehranstalt ist klar: Am FKG gibt es Druck - Rüdiger Druck, Geschichtslehrer, Musiker und engagierter Nachwuchsförderer. Nach Schulschluss stellt er sein Reich, den Kellerraum 036, seinen Schülern als Proberaum zur Verfügung - voll ausgestattet mit Instrumenten, Mischpult und Anlage.
Für Flammable Liquid wurde es der Ort der ersten Begegnung. Trotz gemeinsamen Unterrichts war man sich bisher aus dem Weg gegangen. "Früher konnten wir uns nicht leiden, erst die Musik hat uns zusammengebracht", erzählt Gitarrist Jan Paul und grinst Nicolai an. Der bekennende "Pearl Jam"-Fan bringt die musikalischen Ideen für die meisten Songs mit.
Warten was passiert
Seine Vorlieben sind deutlich hörbar: Der für den Grunge vergangener Tage typische Wechsel von getragenen und druckvollen Gitarren-Passagen prägt die Musik seiner Band. Für die besondere Note sorgt sein kreativer Umgang mit den Akkorden. "Ich setze die Finger auf die Saiten und warte, was passiert", erklärt er seine Arbeitsweise bei der Komposition. "Wir sind junge Menschen, die eine alte Musik machen und sie mit eigenen Ideen bereichern."
"80% der Band ist aber Lisa", wirft Schlagzeuger Konstantin ein, ohne Widerworte zu erhalten. Der gelernte Blockflötist ist wie seine Mit-Instrumentalisten Fan der eigenen Sängerin. Ihre beeindruckend volle Stimme steht dann auch bei allen bisherigen Aufnahmen als kreatives Element ganz im Vordergrund. Wirkt sie zunächst eher zurückhaltend, beherrscht die 18-jährige am Mikrofon Band und Musik. Ihre kurze Erklärung dazu: "Die Musik hat mich selbstbewusst gemacht."
Gerade den Testdurchlauf zum Abitur bewältigt, bleiben die Schüler in Sachen Zukunftsplanung realistisch: Obwohl die Band jetzt noch fast über alles geht, planen sie nicht langfristig. Schließlich ist Flammable Liquid eine Schülerband und die Schulzeit ist absehbar. Wer weiß was danach kommt. Mick Jagger ist ja auch nicht mehr der Litte Blue Boy. Markus Scharf
Starschnitt - Flammable Liquid
Wer? Lisa Ruhland (Gesang), Nicolai Faber (Bass), Konstantin Christ (Schlagzeug), Jan Paul Sommer (Gitarre), Gesine (Groupie)
Seit wann? In jetziger Besetzung spielen Flammable Liquid seit Januar 2001, die Bandursprünge liegen zwei Jahre zurück.
Was? Jan Pauls Antwort trifft es recht genau: "Manchmal rockt's, manchmal nicht."
Hörbar? Erste CD ist in Arbeit, außerdem werden Flammable Liquid auf einem Göttinger Nachwuchssampler zu hören sein.
Konzert? Die nächsten Auftritte nach den Studio-Aufnahmen im Januar.
Kontakt? Konstantin Christ, Dresdener Straße, 37120 Bovenden.