17.05.2006 - Austausch Mexiko
Austauschschüler fiebern ihren Stars entgegen
WM-Schule Felix-Klein-Gymnasium: Sechs Schüler aus dem mexikanischen Puebla in Göttingen
Seit rund drei Monaten sind die meisten von ihnen in Göttingen, wo sie die WM-Schule Felix-Klein-Gymnasium (FKG) besuchen: Fünf mexikanische Austauschschüler fiebern dem Aufenthalt ihrer Fußball-Nationalmannschaft in Göttingen entgegen. Für die sechste im Bunde, Linda Sanchez, geht es nach zehn Monaten bereits heute wieder in Richtung Heimat.
Von Eduard Warda Göttingen. Sie besuchen die deutsche Humboldt-Schule im mexikanischen Puebla und gehören zu den am meisten beneideten Schülern der Einrichtung: Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft nehmen sie am regelmäßigen Schüleraustausch mit dem Göttinger Felix-Klein-Gymnasium teil – in der Stadt, in der die mexikanische Nationalmannschaft ihr WM-Quartier aufschlägt.Hugo Eduardo, Jan Karlo Ayala, Emilio Lopez, Rodrigo Larrazza (alle 15) und Carlos Luna (16) sind Fußballfans und haben das große Los gezogen. Linda Sanchez, das einzige Mädchen der Austauschgruppe, spielt demgegenüber eine fast tragische Rolle: Für die aus dem nordmexikanischen Tampico stammende 16-Jährige, die über die Organisation Rotary International seit zehn Monaten in Göttingen weilt, ist heute Abreisetag – rund zweieinhalb Wochen vor dem Eintreffen der mexikanischen Fußballer.
Sanchez nimmt das Schicksal sportlich an, mehr als ein leichtes Schulterzucken hat sie für das Thema nicht übrig, und eigentlich auch nicht viele Gründe zum Jammern. „Ich habe Hamburg, Hannover oder Frankfurt kennengelernt und auch Sprache und Kultur“, berichtet das Mädchen. Hat sich ihr Blick auf Deutschland verändert, gab es auch bei ihr das Vorurteil vom Deutschen als biertrinkenden Fußballer? „Na ja“, druckst sie und lässt sich einige Zeit mit der Antwort, „das mit dem Bier haut schon hin“.
Tipp: Mexiko im Halbfinale
Thema Nummer eins bei den Schülern aus Puebla ist – wie könnte es anders sein – Fußball. Emilio schätzt, dass die Mexikaner bei der Weltmeisterschaft ins Viertelfinale vorstoßen werden, Rodrigo ist noch eine Spur optimistischer, er tippt auf ein Halbfinale mit mexikanischer Beteiligung. Als gute Gäste räumen die Schüler aus Puebla dem deutschen Team gute Chancen ein. „Deutschland finde ich nicht so schlimm, wie es gemacht wird“, äußert Hugo, „Deutschland ist auf einem Niveau mit der mexikanischen Mannschaft“. Wenn allerdings die deutsche und mexikanische Auswahl im Verlauf des Turniers aufeinandertreffen würden, habe der Gastgeber nach dem Urteil der mexikanischen Schüler keine Chance: „Mexiko gewinnt“, ist der einstimmige Tenor. Karten für Spiele des mexikanischen Teams haben sie bis jetzt nicht ergattert, die Hoffnung aber auch noch nicht aufgegeben. „Ich versuche es noch“, sagt Rodrigo. Das Testspiel der Mexikaner gegen die Regionalauswahl am 3. Juni und das öffentliche Training ihrer Nationalmannschaft am Tag darauf sind jedoch Pflichttermine. Vor allem auf die Stars freuen sich die Schüler aus Puebla, die Namen Márquez, Pardo, Borgetti und jener des Torhüters Oswaldo Sanchez kommen wie aus der Pistole geschossen. Und auch Trainer Ricardo La Volpe bekommt von den fünf Schülern ein gutes Zeugnis ausgestellt: „Er spielt eine gute Rolle“, sagt etwa Jan. Noch 16 Tage, dann treffen Mexikos Fußballidole in Göttingen ein.