Göttinger Tageblatt

24.03.2006 - Kooperationsverbund HGS-Rosdorf

Grundschule: „Mit der Flut steigen alle Schiffe“ 
Heinrich-Grupe-Schule gehört zum Kooperationsverbund Hochbegabtenförderung / 18 Arbeitsgemeinschaften

Mit der Flut steigen alle Schiffe, lautet das Motto der Heinrich-Grupe-Grundschule, die gemeinsam mit dem Göttinger Felix-Klein-Gymnasium (FKG), drei anderen Grundschulen und den vier Rosdorfer Kindergärten einen Kooperationsverbund Hochbegabtenförderung bildet. „Jedes Kind hat Stärken, aber nicht alle Stärken werden im herkömmlichen Unterricht gefordert und gefördert“, erläutert Schulleiterin Lilo Ziegler-Mertens. Das gelte nicht zuletzt für die Heinrich-Grupe-Schule.
„Unsere 360 Kinder stammen zum Teil aus einem sozialen Brennpunkt, zum Teil aus gut- situierten Neubaugebieten“, führt Ziegler-Mertens aus. Die Folge: Einige Kinder hätten im normalen Unterricht keine Erfolgserlebnisse. Sie entwickelten eine Abwehrhaltung und erlebten Schule nur noch negativ. Früher hätten die Lehrer versucht, Schwächen mit Förderunterricht auszugleichen. Die betreffenden Kinder erlebten so aber nie, dass sie auch mal besser seien als die anderen.
      Begabungen fördern
„Wir haben deshalb beschlossen, möglichst unterschiedliche Begabungen zu fördern“, erklärt die Schulleiterin. Erfolg stärke das Selbstwertgefühl der Kinder und gebe ihnen Kraft, an den eigenen Schwächen zu arbeiten. Um das zu leisten, habe die Schule, die über 21 Lehrer und zwei Förderlehrer verfügt, ihren Unterricht umgestaltet. In einem großen Kraftakt sei es gelungen, 18 Arbeitsgemeinschaften auf die Beine zu stellen. Diese würden von Lehrern, Eltern und Honorarkräften nachmittags organisiert. „Ruth Finckh und Gerhard Diehl erklären den Kindern anhand praktischer Beispiele die Welt des Mittelalter“, berichtet Ziegler-Mertens. Bei Gabi Trittschack-Sowinski studieren die Schüler Zirkusvorführungen ein. In der Mathematik-Werkstatt von Lotte Tonollo sei die Idee aufgekommen, einen Roboter aus Legosteinen zu bauen. Jazz Dancerin Nadine Quaas trainiert Video-Clip-Dancing. „Volker Schulz, der die Berufsbildende Schule II besucht, repariert mit den Kindern Fahrräder“, sagt Ziegler-Mertens. Weil das Schulschwimmen aufgrund fehlender Lehrerstunden gestrichen werden musste, gebe es nun nachmittags das Ersatzangebot Schwimmen für Nichtschwimmer. Die pensionierten Lehrerinnen Bierfreund und Pfäfflin zeigen, wie die fünf südindischen Patenkinder der Schule leben, was sie essen, basteln und spielen. „Daneben gibt es verschiedene Sportangebote, eine Schreibwerkstatt und einen Englisch-Club“, führt Ziegler-Mertens aus. Die Kinder blühten auf. Manche seien nicht wiederzuerkennen. Sie arbeiteten konzentriert und würden anderen helfen. Mit der Flut steigen alle Schiffe.

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