09.10.2007 - Ausstellung "In der Wahrheit leben"
Tafeln hinterlassen Irritation – und Interesse
Ausstellung „In der Wahrheit leben" am Felix-Klein-Gymnasium
Auf Schautafeln zeigt die Ausstellung „In der Wahrheit leben" derzeit Ausschnitte aus den Geschichten von Widerstandskämpfern und oppositionellen Gruppen im 20. Jahrhundert. Am Felix-Klein-Gymnasium lösen Bilder und Texte Verwirrung aus – und wecken Interesse.
Von Nadine Eckermann Göttingen. Als der Geschichts-Leistungskurs sich dem Foyer des Felix-Klein-Gymnasiums nähert, ist lautes Gelächter zu hören. Unterricht außerhalb des Klassenraumes: Quatschen ist angesagt. Je näher die Schüler den Schautafeln der Ausstellung „In der Wahrheit leben. Aus den Geschichten von Widerstand und Opposition im 20. Jahrhundert" kommen, desto häufiger schwirren Fragen durch den Raum: „Warum steht hier so viel auf Polnisch?", „Wer ist das denn?", „Kennst Du die Gruppe?" Dann wird es still. Konzentriert blicken die Zwölftklässler auf Bilder und Texte. Treten näher an einzelne Tafeln heran. Notieren sich Daten und Namen: Helmuth James von Moltke, Peter Yorck von Wartenburg, Theodor Steltzer, Theo Haubach, Carlo Mierendorff – Wer waren all diese Menschen? Kreisauer Kreis, Weiße Rose, aber auch Friedensgemeinschaft Jena, Charta 77 – Was wollten diese Gruppen? Wogegen setzten sie sich zur Wehr? Identifikation fehlt Irritiert bleiben Schüler an Zitaten hängen: „Geh aufrecht wo andere knien / wo sie sich abwenden in den Staub gefallen / du bist dazu gekommen nicht um zu leben / die zeit deine zeit ist kurz bemessen zeuge / bleibt treu und geh." Zbigniew Herberts Worte leiten die Ausstellung ein. Aktivisten der Soladinos´z werden zwischen Mauern und Stacheldraht beim „Spaziergang" gezeigt, Widerständler vor Gericht, Zivilisten, erschossen von Soldaten der Wehrmacht. Bilder im Schatten des Hakenkreuzes gegenüber Bildern, die aus diesem Schatten heraustreten. Die Schüler kennen die Geschichten dieser Menschen noch nicht. „Der Widerstand gegen das Dritte Reich ist erst in Klasse 13 Thema im Geschichtsunterricht", erklärt Lehrerin Anne Engelhardt. Sie wünsche sich mehr Informationen über die einzelnen Gruppen, mehr Identifikationsmöglichkeiten anhand einzelner Biografien. Dennoch nutze sie gern die Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen, um darauf aufbauend zu arbeiten. Auch die Schüler sehen den Bedarf, sich näher zu informieren.„Ich finde die Tafeln etwas verwirrend, hätte gern mehr handfeste Informationen", sagt Fryderyk Lyzwa (16). Zugleich sei er neugierig geworden, sich näher mit dem Thema Widerstand zu beschäftigen. Auch Julia Kolsch (18) und Lara Kriege (17) stellen sich Fragen über Fragen. Über die gewählten Widerstandskämpfer sei ihnen aber ein Zugang möglich, der ihnen außerhalb der Schule möglicherweise verwehrt geblieben wäre. Die Ausstellung ist noch bis zu den Herbstferien am Felix-Klein-Gymnasium, Böttingerstraße 17, zu sehen.