Göttinger Tageblatt

20.02.2007 - Jugend forscht

Jugend forscht: Aus „Schnapsidee“ wird High Tech

Schüler bringen sich in Regionalwettbewerb ein / Alltagstaugliches bis Wissenschaftliches dabei

Am 23. Februar steht der Regionalentscheid für „Jugend forscht“ in Braunschweig an. Mit Ideenreichtum und technischem Know-How beteiligen sich Göttinger Schüler an dem Wettbewerb.
Göttingen.
Wieder und wieder hat Volker Viöl, Schüler der Integrierten Gesamtschule Bodenfelde aus Adelebsen, Wasser durch drei Kaffeemaschinen gejagt, um zu erfahren: Halten Magnetfelder das Wasser hausfrauenfreundlich klar und damit die Heizspirale sauber? Oder handelt es sich bei den Magnetringen, die zum Anbringen an Wasserhähnen verkauft werden, um Humbug? Für blanke Illusion könnte man auch halten, was sich Jan Stietenroth aus Bovenden hat einfallen lassen: 360 Grad horizontal und 180 Grad vertikal – also ein kompletter Raum – passen bei dem Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) auf ein einziges Foto, eine Panoramaaufnahme. Die Kamera dafür hat er sich nicht für viel Geld im Fachhandel gekauft, sondern einfach seinen Flachbettscanner ausgemustert, umgebaut – und rund 90 Prozent der Kosten für eine reguläre Panoramakamera gespart. Nicht umsonst haben schon Firmen Interesse an der Erfindung des Schülers der 13. Klasse angemeldet, der sein Projekt bisher auf Spendenbasis finanzierte. Das Gerät Marke Eigenbau kann unter anderem benutzt werden, um Landschafts- oder Architekturaufnahmen zu machen. Diese können dann mittels Software in  Visualisierungen – eine Art Rundumschau auf Knopfdruck – umgewandelt oder für Größenberechnungen benutzt werden. „Eigentlich war es nur eine Schnapsidee“, formuliert das ehemalige Mitglied der Foto-AG, jetzt ist daraus High Tech geworden.
Roboter gießt Blumen
Ähnlich futuristisch mutet die Apparatur an, der Katharina Isabelle Poltze und Pauline Hogrefe demnächst ihre Topfpflanzen anvertrauen wollen: Dem vollautomatischen Blumengießroboter. Per Kohlestab kann dieser „melden“, wenn die Erde zu trocken ist. Über einen Stromkreis wird eine Pumpe aktiviert, die frisches Wasser an die Blumen bringt. Bisher können die Schülerinnen des Felix-Klein-Gymnasiums (FKG) auf diese Weise sieben Pflanzen gleichzeitig vor dem Vertrocknen retten.

Die Hausfrauen dieser Welt werden nicht nur ihnen danken, sondern auch Johanna Umlauf und Katharina Hempfing, ebenfalls vom FKG. Sie haben mittels Kohlendioxid-Messung und Praxistest – Zuckerkuchen-Backen – die Wirksamkeit verschiedener Backmittelsorten überprüft und herausgefunden: Das günstigste ist das beste. Einen Vergleichstest stellten auch Katharina Wenderoth und Pauline Anton von der selben Schule an. Sie untersuchten, ob Ökokleber ebenso gut hält wie mit Lösungsmitteln versetzter. Mit dem Ergebnis: Bei Bastelklebern gibt es keinen Unterschied zwischen öko und nicht-öko, billig und teuer. Für Geldverschwendung könnte man auch „maxifrische" Vollmilch halten, die drei Wochen länger halten soll, „aber doppelt so teuer ist", weiß Experte Niklas Köhler. Er hat gemeinsam mit Anastasia Shishkina herausgefunden, dass die Haltbarkeit immens ist – bis zu zwei Wochen nach dem Verfallsdatum habe die Milch noch geschmeckt, und die Inhaltsstoffe denen einfacher Vollmilch entsprechen. So alltagstauglich wie der Milchtest ist auch die Untersuchung der 19-jährigen Katharina Zerlik (FKG). Sie hat sich den Alkoholgehalt von Schokoriegeln vorgenommen und festgestellt: Man bekomme zwar keinen Schwips, aber „fünf kleine Riegel sind für Kinder schon ungesund."

Ob man Kristalle knabbern sollte, kann wohl am besten Sebastian Wenderoth beantworten. Der FKG-Achtklässler hat sie gezüchtet und ihre Struktur untersucht. Wie es sich nicht mit festen, sondern flüssigen Stoffen verhält, wissen Franziska Langhorst, Ronja Grünke und Susanne Wilhelm. Sie haben Leitungswasser in Glas-, Plastik- und Polyethylen-Behälter gefüllt und gemessen, inwieweit die Lagerung in Gefäßen aus verschiedenen Materialien den Ph- und Leitwert verändert. Der klare Favorit der OHG-Schülerinnen für die natürliche Wasseraufbewahrung: Polyethylen. Feucht-fröhlich gestaltete sich auch der Versuchsaufbau von Christian Viöl. Der Otto-Hahn-Gymnasiast hat eine Hochdruck-Elektrodüse entwickelt – mit praktischem Nutzen, denn eine solche könnte benzinsparend in Motoren eingesetzt werden. Der Bereich „fahrender Untersatz" hat auch Jan-Philipp Hepe und Adrian Höhne interessiert, das Shimmy-Phänomen nämlich. „Bei welchen Geschwindigkeiten und auf welcher Unterlage gerät ein Rad ins Flattern?" fragten sich die Nachwuchs-Physiker von der Geschwister-Scholl-Gesamtschule.
Beleuchtete Hundeleine
Ehe sie ins Flattern geraten, gehen Lars Sören Thode und Marcel Schneider lieber zu Fuß. Damit Gassi-Gehen mit dem Hund auch bei Dunkelheit kein Problem ist, haben die Schüler des FKG eine biodynamische Hundeleineleuchte erfunden, die mittels einer Leuchtdiode den Weg weist. Auf die Idee kamen die patenten Daniel-Düsentrieb-Nachfolger im Alltag: „Mit Taschenlampe, Regenschirm und Leine gleichzeitig reichen zwei Hände einfach nicht aus."

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