02.12.2013 - Hockey-Olympiasiegerin zu Besuch an ihrer alten Schule
Gold-Franzi kehrt heim
Hockey-Olympiasiegerin Franziska Löwe zu Gast in ihrer ehemaligen Schule und beim DOG-Herbstforum
Göttingen. „Hier habe ich mich immer freiwillig zum Kartendienst gemeldet", erinnert sich Franziska „Franzi" Löwe, besser bekannt unter ihrem Geburtsnamen Gude, als sie den Geographie-Raum des Felix-Klein-Gymnasiums (FKG) betritt. Alle sechs bis acht Wochen besucht die in Köln lebende Hockey-Olympiasiegerin von 2004 ihre Heimatstadt – häufig mit ihrem dreijährigen Sohn Fritz. Diesmal kam sie auf Einladung der Bezirksgruppe Südniedersachsen der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) anlässlich des Herbstforums in der FKG-Aula.
Klassenräume sieht Löwe als Sport-, Spanisch- und Englischlehrerin in der Domstadt des Öfteren von innen. Der Besuch ihres ehemaligen Gymnasiums, an dem sie 1995 das Abitur ablegte, ist aber etwas Besonderes.
„An die Schulzeit und an Göttingen habe ich fast nur gute Erinnerungen", sagt die 37-Jährige. Lange bevor die 168-fache Nationalspielerin (26 Tore) 1988 ihre erste Unterrichtsstunde am FKG absolviert, hat sie bereits Hockey beim HC Göttingen gespielt. „Als ich acht war, hatte der HCG eine Torwand beim Altstadtfest aufgebaut. Weil mein Bruder und Cousin dort gespielt haben, habe ich auch angefangen." Ein Glücksfall für die Hockey-Nation Deutschland. Denn ob der 2:1-Sieg gegen die Niederlande im olympischen Finale von Athen ohne ihren Treffer möglich gewesen wäre, ist fraglich. Für den HCG läuft Löwe nur bis zu ihrem vorletzten Schuljahr auf. Während des Abiturs pendelt Löwe mehrfach wöchentlich nach Hannover zum dortigen DHC. An der Heimspielstätte der Göttinger am Greitweg ist sie seitdem nur noch selten. „Gelegentlich bekomme ich über meine Eltern, die noch beim HCG Mitglied sind, etwas mit. Aber ich fürchte, solange es in Göttingen keinen Kunstrasenplatz gibt, wird die Entwicklung stagnieren", betont die dreimalige Deutsche Meisterin und Gewinnerin des Europapokals der Landesmeister und Pokalsieger. Bis vor zwei Monaten hat Löwe noch für Rot-Weiß Köln II den Schläger in der dritthöchsten Liga geschwungen. Jetzt legt sie aber eine Pause ein, denn Fritz wird demnächst einen Bruder bekommen. Geburtstermin soll – passend für eine Neu-Kölnerin – an Karneval sein.
Dass sie als professionelle Hockeyakteurin keine großen Reichtümer anhäufen wird, war der gebürtigen Göttingerin von Beginn an klar. Die Prämie von 15 000 Euro für den Olympiasieg ist nur ein kleiner Regenguss auf den heißen Stein gewesen. Eine Sportart, in der sich Geld verdienen lässt, was für Frauen wohl lediglich im Tennis der Fall ist, kam für Löwe dennoch nie in Frage. „Tennis spielt man zwar auch mit einem Schläger, aber rückblickend würde ich mich wieder für Hockey entscheiden." Die duale Karriere mit dem Leistungssport auf der einen und dem Sport- und später Lehramtsstudium auf der anderen Seite hat Löwe ihre komplette Laufbahn begleitet.
Allein schon diese Tatsache hat sie als ideale Kandidatin für die Podiumsdiskussion des DOG-Herbstforums zum Thema „Traumberuf Profisportler – Karriere im Hochleistungssport" qualifiziert. Dazu stellten sich der hoch kompetente Sven Baumgarten, Projektleiter Duale Karriere beim Deutschen Olympischen Sportbund, Nachwuchsbasketballerin Britta Daub (BG 74) und Karin Geese, Deutsche Meisterin im Hochsprung 1974, den Fragen von Moderator Felix Arnold. „Nur ein bis drei Prozent der deutschen Profisportler haben am Karriereende finanziell ausgesorgt. Deshalb sollte eine duale Karriere verpflichtend sein", erklärt Baumgarten. Doch wie? Um beispielsweise eine Chance auf Olympiagold im Turnen zu besitzen, muss ein Zwölfjähriger bereits 36 Wochenstunden trainieren. Die Rahmenbedingungen hierfür sind faktisch nur an Sportinternaten und Olympiastützpunkten gegeben. Im Erwachsenensport nehmen Arbeitgeber wie die Bundeswehr Vorreiterrollen ein, informiert Baumgarten. Synergien mit anderen Bildungspartnern (Hochschule, Ausbildungsbetrieb) zu schaffen, sei aber häufig nicht einfach. Sorgen bereitet ihm auch die finanzielle Unterstützung der Athleten, erklärt der einstige Schwimmer den knapp 75 Zuhörern. Am Beispiel anderer Länder könne man sich nicht orientieren, weil die Systeme zu unterschiedlich seien. „Im Endeffekt entscheidet das Fernsehen, welche Sportarten vermarktbar sind." Der Beitrag der Deutschen Sporthilfe, die mit einem Budget von zehn Millionen knapp 4000 Sportler fördert, reiche häufig nicht aus, um eine duale Karriere zu gewährleisten. „Viele Hockeyspieler hören daher vor ihrem Karrierehöhepunkt auf, um ihr Studium zu beenden", so Löwe. Gut, dass sie nicht vorzeitig aufgehört hat.