15.06.2013 - Kultusministerin im FKG-Schulgarten ...
Ministerin bleibt „ergebnisoffen“
Debatte über Turbo-Abi und Leistungsdruck
Göttingen. Es ist ihre Stärke: Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) kann zuhören. Und sie hört zu, wenn Eltern, Lehrer und Schüler ihre Sorgen und ihre Wut über Turbo-Abi und Leistungsdruck an Gymnasien äußern. Für viele ist es aber auch ein Zeichen der Schwäche, dass die Ministerin eben „erst einmal zuhören, abwägen und mit Experten reden" will, bevor sie vielleicht das verkürzte Abitur mit G8 auf G9 an Gymnasien zurück dreht und Fächerinhalte abwirft, damit Schüler wieder Zeit für Freizeit haben. In einer Podiumsrunde am Felix-Klein-Gymnasium (FKG) stand Heiligenstadt 140 Gästen Rede und Antwort. Es war ihr erster Besuch als Ministerin in Göttingen.
„Ich arbeite in der Woche deutlich mehr Stunden als mein Vater", bringt Schüler Loris Pape als Podiums-Teilnehmer auf den Punkt, was viele stört, seit das Abitur nach zwölf Schuljahren abgelegt werden muss. Sogar Vertreter der Uni und aus der Wirtschaft beklagen an diesem Abend, dass Schüler jetzt zu wenig Zeit hätten, sich über das Pauken von Fachwissen hinaus in ihrer Persönlichkeit zu entwickeln.
Die Ministerin zeigt Verständnis: „Vielleicht kann man die Anzahl der Klausuren reduzieren." Sie fragt aber auch, ob eine Rückkehr zu G9 – und damit wieder ein Bruch – nicht noch stressiger sei. Schon im Vorgespräch mit dem Tageblatt hatte Heiligenstadt offen gelassen, wohin Schule und Bildung in Niedersachsen unter der neuen Landesregierung gehen wird – abgesehen von mehr integrierten Gesamtschulen. Sie führe Gespräche und die seien auch bei G8/G9 „ergebnisoffen". Langfristig stelle sie sich weiterführende Schulen vor, in denen jedes Kind seine „ganz individuelle Lernzeit" bekomme. Ausweichend reagierte sie auf die Frage, ob Mini-Grundschulen sinnvoll seien: Das entscheide die Kommune als Schulträger. Generell gehe es aber weniger um „klein oder groß", sondern um die jeweilige Unterrichtsqualität.
Göttingen attestierte die Ministerin eine „schon sehr besondere Schullandschaft" – mit vielen verschiedenen Schulen in der Stadt und einer gut vernetzen „Bildungsregion" darüber hinaus. „Unglaublich engagiert" sei auch das FKG mit vielen besonderen Angeboten, die die Lehrer über lange Strecken kontinuierlich umsetzten.