Göttinger Tageblatt

08.10.2016 - Ehemaliger Kollege lobt das duale System

 

„Hätte so ein Fach selbst gerne gehabt“
Umfrage: Göttinger loben IHK-Vorschlag zur Einführung des Fachs „Arbeit und Wirtschaft“

Göttingen. Der Niedersächsische Industrie- und Handelskammertag fordert ein Schulfach „Arbeit und Wirtschaft“, um die Schüler besser aufs Leben vorzubereiten. Ein Vorschlag, der bei vielen Göttingern auf Zustimmung stößt, wie die Marktumfrage zeigt.
„Das ist absolut sinnvoll für jeden Schultyp. Die Studenten gehen doch völlig unvorbereitet ins Leben“, findet Jutta Esser und fügt an: „Ich hätte so ein Fach zu meiner Schulzeit selbst gerne gehabt, um mehr Einblick ins Berufsleben zu bekommen.“ Gleicher Meinung ist die gebürtige Melsungerin Teresa Gintschel. „Vom Namen her hört sich das Fach schon mal gut an. Inhaltlich sollte es darauf abzielen, junge Menschen gut für Ausbildung und Uni zu präparieren“, sagt die 20-jährige Jura-Studentin.
Henrik Vogeler hat sein Abitur am Gymnasium in Nienburg gemacht. Dort vermisste er die vermehrte Teilnahme an Berufsinformationstagen und zusätzliche Praktika. „Viele Schüler wissen gar nicht, was sie später arbeiten möchten. Ein Fach wie Arbeit und Wirtschaft würde sicher Abhilfe schaffen“, erklärt der 23-jährige Wirtschaftsinformatik-Masterstudent. Ähnliche Kritik übt Nils Hinterthür. „Schule und Beruf sind zwei Paar Schuhe“, betont der Elektriker. „Was auf der Baustelle abgeht, wird in der Schule bestenfalls theoretisch dargestellt“, begründet der Esebecker Fußballer. Auf der BBS II sei er hingegen gut auf seinen späteren Job eingestellt worden. Keineswegs unzufrieden mit seiner Schulbildung ist Maurice Cichos. Der Osteroder, der in Göttingen eine Ausbildung zum Hauswirtschaftstechniker absolviert, fände das von der IHK geforderte Fach zwar „gut zur Orientierung“, lobt aber die theoretischen Grundlagen, die in der Schule gelegt worden seien. Eine Lanze für das deutsche Schulsystem bricht der für sein exzellentes Mandelgebäck prämierte Privatkoch und ehemalige FKG-Lehrer Hartmut Mattlin. „Das duale System ist das fortschrittlichste überhaupt und weltweit anerkannt. Den Schülern aber beispielsweise beizubringen, wie man eine Steuererklärung anfertigt, können Gymnasium und Realschule nicht leisten, das halte ich für deplatziert. Die primären Aufgaben sind die Vermittlung von Allgemein- und Grundwissen.“

 

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